| Der Traum  Ich lag und schlief; da träumte mirein wunderschöner Traum:
 Es stand auf unserm Tisch vor mir
 ein hoher Weihnachtsbaum.
 
 Und bunte Lichter ohne Zahl,
 die brannten ringsumher;
 die Zweige waren allzumal
 von goldnen Äpfeln schwer.
 
 Und Zuckerpuppen hingen dran;
 das war mal eine Pracht!
 Da gab's, was ich nur wünschen kann
 und was mir Freude macht.
 
 Und als ich nach dem Baume sah
 und ganz verwundert stand,
 nach einem Apfel griff ich da,
 und alles, alles schwand.
 
 Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
 und dunkel war's um mich.
 Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
 sag an, wo find' ich dich?
 
 Da war es just, als rief er mir:
 "Du darfst nur artig sein;
 dann steh' ich wiederum vor dir;
 jetzt aber schlaf nur ein!
 
 Und wenn du folgst und artig bist,
 dann ist erfüllt dein Traum,
 dann bringet dir der heil'ge Christ
 den schönsten Weihnachtsbaum.
 Hoffmann von Fallersleben - 1798 - 1874      |