Jahreszeiten
Jahr für Jahr das gleiche Mysterium: Der Wechsel der Jahreszeiten und die damit verbundenen Wunder. Im Frühling öffnet sich alles. Im Sommer trägt es Früchte und im Herbst vergeht alles in einem herrlichen Farbenrausch. Im Winter dann liegen die Samen unsichtbar für das Auge im warmen Schoss der Erde verborgen. Diese Phase der Ruhe dient der Natur dazu, Kraft zu sammeln für den bevorstehenden erneuten Kreislauf.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Die Sonne scheint für dich - deinetwegen; und wenn sie müde wird, beginnt der Mond, und dann werden die Sterne angezündet.
Es wird Winter, die ganze Schöpfung verkleidet sich, spielt Verstecken, um dich zu vergnügen.
Es wird Frühling; Vögel schwärmen herbei, dich zu erfreuen; das Grün sprießt, der Wald wächst schön und steht da wie eine Braut, um dir Freude zu schenken.
Es wird Herbst, die Vögel ziehn fort, nicht weil sie sich rar machen wollen, nein, nur damit du ihrer nicht überdrüssig würdest. Der Wald legt seinen Schmuck ab, nur um im nächsten Jahr neu zu erstehen, dich zu erfreuen....
All das sollte nichts sein, worüber du dich freuen kannst? Lerne von der Lilie und lerne vom Vogel, deinen Lehrern: zu sein heißt: für heute dasein - das ist Freude. Lilie und Vogel sind unsere Lehrer der Freude.
Søren Aabye Kierkegaard (1813 - 1855), dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller
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